"Prüfungskultur im Wandel? Kompetenzorientiertes Lehren und Prüfen an der TU Wien 2025"

Unter diesem Titel fand am 17. Juni 2020 das erste WebCafe im Rahmen der Corona-motivierten Veranstaltungen des sehr außergewöhnlich verlaufenen Sommersemesters 2020 statt. WebCafe deshalb, um die lockerere Atmosphäre zu signalisieren und, im Unterschied zu den zahlreichen Webinaren der letzten Wochen, die alle auf die Bewältigung der aktuellen Krisensituation abzielten, die Zukunftsorientierung der hier behandelten Fragen hervorzuheben. Es ging also nicht um die Frage: "Was sollen wir jetzt machen?", sondern um die Vision: "Was wollen wir – angesichts der aktuellen Erfahrungen – in fünf Jahren machen?". Oder anders gefragt: "Wäre es sinnvoll, aus den jetzt gemachten Erfahrungen Konsequenzen zu ziehen?"

Ausgangspunkt der Überlegungen zu diesem WebCafe waren die Fakten: An der TU Wien wird sehr viel geprüft und benotet, Wissen steht dabei - in Relation zu Kompetenzen - als Gegenstand des Assessments im Vordergrund, und Sicherheitsmaßnahmen, um unlauteres Verhalten der Studierenden zu verhindern, spielen eine große Rolle. Unter Corona-Bedingungen mit der Notwendigkeit von online-Prüfungen mehr den je.

Die zentrale Frage, die sich bei kritischer Reflexion dieser Fakten aufdrängt, lautet: "Kann sich eine (Technische) UNIVERSITÄT damit abfinden, mit ihrem Prüfungswesen zu signalisieren, dass es ihr bei der (Aus-)Bildung ihrer Absolvent_innen nach wie vor in erster Linie um Fachwissen – und nicht um professionelle Kompetenzen – geht und dass die Versuchung, bei Prüfungen zu schummeln, mit Sicherheitsmaßnahmen bekämpft wird, anstatt mit didaktischen Maßnahmen Verantwortungsbewusstsein und wissenschaftliche Redlichkeit zu fördern?"

Zwei Präsentationen – einerseits zum Konzept und anderseits zu internationalen Good-Practice-Beispielen des kompetenz-orientierten Lehrens und Prüfens – lieferten den Stoff, an dem sich, wie geplant, anschließend eine intensive Diskussionen über das Für-und-Wider der Kompetenzorientierung, über Vertrauen anstatt Kontrolle und über die Sinnhaftigkeit von forcierten Sicherheitsmaßnahmen bei (online-)Prüfungen entzündete. Neben den Referent_innen, Dr. G. Csanyi und Mag. I. Herbst vom Teaching Support Center nahm auch Vizerektor Matyas an dieser Diskussion teil.

Interessant ist dabei vielleicht das Ergebnis einer in die Präsentationen integrierten Abstimmung über die persönliche Präferenz für verstärkte Investitionen in Sicherheit versus Verantwortungsbewusstsein. Diese ergab eine deutliche relative Mehrheit für das Verantwortungsbewusstsein. Allerdings müssen wir in Betracht ziehen, dass die Teilnehmer_innen dieser Veranstaltung nicht unbedingt repräsentativ für die TU Wien sein müssen, wie ein Teilnehmer im Chat anmerkte.

Die Einleitung durch Vizerektor Matyas und die beiden Präsentationen sind verfügbar als Video unter

Wenn Sie sich in die begonnene Diskussion einklinken wollen, können Sie das im dafür angelegten Raum für Fragen und Diskussionen tun.

Weitere Nachlesen zu allen anderen Webinaren finden Sie unter: https://colab.tuwien.ac.at/x/Tzfo.


— Stay safe — 

Ihr Distance Learning Team 


Autor: Gottfried S. Csanyi