Seit 02. Juni 2020 sind nun teilweise wieder Präsenzprüfungen an der TU Wien -- unter Beachtung entsprechender Sicherheitsmassnahmen und Vorkehrungen -- möglich. Einen Leitfaden zum Thema "Präsenzprüfungen an der TU Wien" finden sie im TU coLAB unter: https://colab.tuwien.ac.at/x/DAXo

Wir haben einige Studierende, die bereits an Prüfungen im Juni teilgenommen haben, gebeten, ihre persönlichen Erfahrungen mit uns zu teilen; dies sehen wir als Feedback, um weitere Vorgehensweisen zu verbessern und möglicherweise zu adaptieren.

Anbei finden Sie einen weiteren Erfahrungsbericht von Herrn Philipp Sares, Student & Tutor im Studium Wirtschaftsingenieurwesen - Maschinenbau.




Zehn Wochen ist der Beginn der Sperre von Universitäten mittlerweile her, und langsam nähern wir uns der Normalität an. Die Möglichkeit, Prüfungen wieder vor Ort schreiben zu können, ist ein Schritt in diese Richtung. Lange hatte Unklarheit geherrscht, ob und wie Lehrveranstaltungen dieses Semester abgeschlossen werden können. Als ich erfuhr, dass wieder Prüfungen abgehalten werden, erlebte ich eine regelrechte Vorfreude.

Nach intensiver Vorbereitung erhielt ich zwei Tage vor der Prüfung zwei Passierscheine, die mir den Zutritt zum Gebäude ermöglichen sollten. Einen Tag vor der Prüfung wurde der Hörsaal endgültig festgelegt. Am Tag der Prüfung kam ich 25 Minuten vor Prüfungsbeginn zum Audi Max am Getreidemarkt. Entgegen meinen Erwartungen gab es keine Schlange vor dem Hörsaal und dementsprechend auch keine Wartezeit. Nachdem ich den Passierschein auf meinem Mobiltelefon sowie meinen Studentenausweis vorgezeigt hatte, wurde mir Zutritt zum Gebäude gewährt. Am oberen Ende der Stiege wartete bereits ein Mitarbeiter des Instituts, welcher anhand einer Liste kontrollierte, ob ich zur Prüfung angemeldet war. Nach erfolgter Bestätigung wurde mir eine nummerierte Formelsammlung ausgehändigt, mit welcher auch die Zuordnung zu einem Sitzplatz gemacht wurde. Der Weg zur Toilette wurde mit Schildern gekennzeichnet, und bis auf die Türe zu den Herrentoiletten waren sämtliche Türen geöffnet, sodass der Kontakt mit Türschnallen fast nicht notwendig war.

Zu Beginn wurden die Informationen zur Prüfung von einem Institutsmitarbeiter vorgetragen und die Prüfungsbögen ausgeteilt. Sobald jeder einen erhalten hatte, begann die Prüfungszeit. Fragen sollten nur laut gestellt werden, um den nötigen Sicherheitsabstand zu jedem Zeitpunkt einzuhalten. Dies ist nicht nur in Anbetracht des Corona-Virus positiv, sondern auch insofern, als dass alle Studierenden den gleichen Wissensstatus haben und Fragen, welche für alle relevant sind, einmal beantwortet werden. Dadurch herrscht während der Prüfung fast durchgängig Ruhe.

Als die Prüfungszeit abgelaufen war, kam die Anweisung, sämtliche Utensilien wegzulegen und die Prüfungsbogen zusammenzulegen. Es war dann etwas unklar, was man damit machen sollte. Dies hätte man zu Beginn der Prüfung -- oder am besten vorab -- erklären können, sowie dass es einen bevorzugten Weg zum Verlassen des Gebäudes gibt. Schließlich wurden die Prüfungsbögen von den Institutsmitarbeitern eingesammelt. Sobald dieser Vorgang abgeschlossen war, begannen die Studierenden, den Hörsaal zu verlassen.

Zwei Wochen später kehrte ich abermals an die Universität zurück, um eine weiter Präsenzprüfung zu bestreiten. Die bereits gewonnenen Impressionen waren mir im Gedächtnis geblieben, wodurch die Kontrolle des Passierscheins und das Betreten des AudiMax schnell geschehen waren. Diesmal gab es freie Platzwahl, die Plätze waren dennoch nummeriert. Nach der Platzwahl konnte ich im Hörsaal verteilt einige bekannte Gesichter erkennen, worauf eine distanzierte, aber freundliche Begrüßung folgte. Im Gegensatz zu meiner ersten Prüfung nach der Corona-Sperre wurde erklärt, dass hinter der Nummerierung nicht nur eine einheitliche Raumzuteilung unter Einhaltung aller Sicherheitsvorschriften steckt. Sollte einer der Studierenden positiv auf COVID getestet werden, könnte man damit feststellen, welche weiteren Personen am ehesten infiziert werden konnten und dadurch die Verbreitung des Virus eingedämmt werden. Wiederum wurde nach der Verlautbarung der notwendigen Informationen der Prüfungsbogen und die Sicherheitsunterweisung ausgeteilt.

Diese Prüfung wurde im Multiple-Choice Format abgehalten, wodurch insgesamt deutlicher weniger Schreibarbeit als bei der vorigen Prüfung zu verrichten war. Da ich den Prüfungsbogen diesmal vor Ablauf der Zeit abgab, konnte ich das Gebäude allein verlassen. Beim Durchqueren des Hofs warf ich weinenden Auges einen Blick Richtung Fachschaft, in der sonst der Verlauf der Prüfung bei einem oder mehreren Getränken besprochen worden wäre.

Meine bisherigen Erfahrungen mit der Prüfungskultur an der TU Wien nach Aufhebung der Corona-Sperre sind durchwegs positiv. Der Ablauf der Leistungsüberprüfungen ist stets gut organisiert und der Umgang zwischen Lehrenden und Studierenden äußerst rücksichts- und respektvoll. Selbstverständlich vermisse ich die gemeinsamen Lerneinheiten mit meinen Kollegen sowie den interstudentische Austausch in den Pausen oder in der Fachschaft bei einem Feierabendbier, doch habe ich Hoffnung, dass dies in Zukunft wieder möglich sein wird.

Philipp Sares

Autor: Philipp Sares – Student & Tutor des Studiums Wirtschaftsingenieurwesen - Maschinenbau



Falls Sie aus Lehrendensicht oder auch aus Studierendensicht Ihre Erfahrungen mit uns teilen möchten, freuen wir uns sehr über zahlreiche Kommentare in unserem Blogbereich oder auch direkten Kontakt über: distancelearning@tuwien.ac.at  


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